Am Freitag, dem 27.06.2025, veranstaltete das DIID das alljährliche Sommer-Retreat auf Schloss Mickeln in Düsseldorf. Rund 30 Mitglieder und Gäste tauschten sich zu aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft und Praxis aus. Bereits vor dem offiziellen Start um 13 Uhr kam der Vorstand zu einer turnusmäßigen Sitzung zusammen.
Nach dem Eintreffen aller Teilnehmenden bei einem kurzen Imbiss begann das Programm zunächst mit dem Bericht des DIID-Sprechers Prof. Dr. Marc Ziegele sowie des DIID-Koordinators Dr. Dennis Frieß zu aktuellen Aktivitäten und Entwicklungen des DIID. Im ersten Themenblock „(Potenzielle) Neumitglieder“ stellte sich Prof. Dr. Katrin Weller (GESIS) mit einem Vortrag zum Forschungsdatenmanagement und den Herausforderungen im forschungspraktischen Umgang mit Social-Media-Daten vor. Im Zentrum standen dabei aktuelle Projekte zur systematischen Erfassung von flüchtigen Daten („Data Decay“) sowie der Schutz von Forschenden bei der Datenakquirierung. Im zweiten Vortrag gab Leonard Tröder, Geschäftsführer der Birds on Mars GmbH, einen Einblick zur verantwortungsvollen Nutzung von KI in der Praxis. Er betonte die bedarfsgerechte Implementierung von KI-Anwendungen in Unternehmen sowie die Wichtigkeit einer „AI Fluency“. Das von ihm vorgestellte „Responsible AI Framework“ soll einen reflektierten Umgang mit KI fördern und durch ein systematisches Assessment die Auseinandersetzung mit eigenen Anforderungen an diese Technologien unterstützen.
Nach einer kurzen Kaffeepause schloss der zweite Block mit dem Thema „KI und Desinformation“ an. Dr. Simon Kruschinski (JGU Mainz) präsentierte erste empirische Erkenntnisse aus der Bundestagswahl 2025 zur Nutzung, Akzeptanz und Wirkung von generativer KI in politischen Kampagnen. Allgemein wurden durch Parteien bei der Bundestagswahl 2025 sehr selten KI-generierte Inhalte für Social-Media-Kommunikation genutzt. Trotzdem zeigen sich Unterschiede zwischen den Parteien: Während etablierte Parteien KI eher zurückhaltend einsetzten, nutzte die AfD KI-generierte Inhalte deutlich offensiver. Experimente zur Wirkung dieser Inhalte zeigten einen geringen Einfluss auf deren Bewertung. Allerdings verstärkten negative Botschaften in den Kampagnen Gefühle von Wut und Angst und verschlechterten das Bild von Parteien insgesamt. Anschließend berichteten Carolin Klingsporn (Liquid Democracy) und Isabel Bezzaoui (FZI) von „DeFaktS“, einem Projekt zur Erkennung von Desinformationen in Online-Diskussionen durch Explainable AI (XAI). Mehrere User-Testings demonstrierten dabei die Wichtigkeit einer transparenten und nachvollziehbaren KI, um die Vertrauenswürdigkeit auf Seiten der Nutzenden zu erhöhen.
Nach einer kurzen Kaffee- und Kuchen-Pause ging es um zwei Projekte des DIID. Dazu präsentierte zuerst Dr. Nadja Wilker das Projekt „ERLE“, welches das Angebot und die Rahmenbedingungen von E-Partizipation deutschlandweit erfasst und Good Practices identifiziert. Im Rahmen des Vortrags wurden einige vorläufige Ergebnisse aus der noch laufenden Feldphase präsentiert. Abschließend stellte Prof. Dr. Marc Ziegele die Ergebnisse des „UPEKI“-Projekts vor. In diesem wurden zwei KI-Systeme entwickelt, die das Nutzungserlebnis von Nutzenden in Online-Diskussionen verbessern sollten. Insgesamt wurden alle KI-Anwendungen von den Studienteilnehmenden optimistisch bewertet; insbesondere die sogenannte „Stance Detection“, also die Identifikation von Standpunkten in Beiträgen, zeigte eine hohe Wirksamkeit, indem sie die Anzahl an Kommentaren erhöhte.
Das Retreat endete mit einem gemeinsamen Grillen auf dem Sommerfest. Wir danken allen Referentinnen und Referenten für ihre Vorträge und allen Anwesenden für den Austausch. Wir freuen uns schon auf das nächste Retreat am 28.11.2025!